Sankt Gertrauden sichert seit 90 Jahren Versorgung in Wilmersdorf

Berlin, 16.11.2020

Am 4. November 1930 wurde das Sankt Gertrauden-Krankenhaus (SGK) an seinem jetzigen Standort eingeweiht und nahm bereits am nächsten Tag die ersten Patienten auf. Am 16. November folgte die offizielle Eröffnung des Hauses an der Paretzer Straße, welches seitdem eine feste Anlaufstelle nicht nur für Wilmersdorfer Patientinnen und Patienten ist.

In den 90 Jahren hat sich das Haus kontinuierlich weiterentwickelt und bietet heute eine stationäre und ambulante medizinische Versorgung auf dem aktuell höchsten medizinischen Niveau. Dabei legt das multikulturelle Team von rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großen Wert auf eine offene und menschenbezogene Betreuung, ganz in der christlichen Tradition des Gründerordens des Gertrauden, den Katharinenschwestern. Noch heute unterstützen zwei Ordensschwestern die katholischen und evangelischen Seelsorger sowie den schon über zwanzig Jahre bestehenden Hospizdienst.

Seit 1930 modernste medizinische Versorgung

Das Bestreben der Katharinenschwestern war immer die Betreuung der Armen, Kranken und Hilfebedürftigen nach den jeweils neuesten medizinischen Erkenntnissen. Und so beschreibt ein Artikel der „Berliner Börsenzeitung“ den Neubau im November 1930 bereits als „modernes Krankenhaus“ mit „höchstens fünf Betten“ in den Krankenzimmern, die in „modernen, freundlichen Farben gehalten“ seien. Zudem verfüge das Haus über „alle modernen Einrichtungen wie Röntgenabteilung und medizinische Bäder”.

Aus den drei Stationen der Anfangsjahre – Innere Medizin, Chirurgie sowie Geburtshilfe und Gynäkologie – sind heute 12 Fachabteilungen, eine Radiologie, ein Zentrallabor, eine Diabetologie, ein Brustzentrum und mehrere interdisziplinäre Zentren, eine Chest-Pain-Unit, ein Herzkatheter, die Erste Hilfe mit neuer Beobachtungsstation, eine große Therapieabteilung mit Bewegungsbad und ein Medizinisches Versorgungszentrum geworden. Dies bedurfte mehrmals auch baulicher Erweiterungen, so entstand unter anderem in den 1990er Jahren ein neues großes Bettenhaus.

In der kulinarischen Versorgung der Patienten wird ebenfalls über den Tellerrand hinaus gedacht. Großen Wert legt die Küche nicht nur auf regionale Bio-Produkte, auch Gerichte aus der ayurvedischen Ernährungslehre werden regelmäßig angeboten.

Immer schon Ausbildungsstätte

Erbaut wurde das Sankt Gertrauden für die Ausbildung der Postulatinnen des Ordens in der Krankenpflege, auch dieser Tradition ist man treu geblieben. Bis Ende September dieses Jahres befand sich eine Krankenpflegeschule mit rund 90 Plätzen am Standort, seit dem 1. Oktober erfolgt die Ausbildung qualifizierter Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner in Kooperation mit anderen katholischen Einrichtungen an der neuen St. Hildegard Akademie.

Aus dem letzten Ausbildungsjahrgang, von dem alle 16 Schüler die Abschlussprüfung bestanden haben, sind 13 als neue Kolleginnen und Kollegen direkt weiter im Haus geblieben. Die Gruppe hat sogar zusammen auf einer Station begonnen, die sie als Projekt in naher Zukunft auch einmal selbst führen wird. Dem Wunsch, schnell Verantwortung übernehmen zu dürfen, ist man im Haus sehr gerne entgegengekommen.

Auch in der Ärztlichen Aus- und Fortbildung ist das Sankt Gertrauden als Lehrkrankenhaus der Charité – Universitätsmedizin breit aufgestellt, 16 leitende Ärztinnen und Ärzte verfügen teilweise über mehrere Weiterbildungsermächtigungen. In Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum werden zudem Operationstechnische Assistentinnen und Assistenten ausgebildet und auch in der großen Therapieabteilung wird für Nachwuchs an Kolleginnen und Kollegen gesorgt.

Das christliche Erbe fortführen

Die römisch-katholischen Ordensschwestern haben sich inzwischen aus den meisten Aufgaben im täglichen Krankenhausgeschehen zurückgezogen. Aber die für das 16. Jahrhundert sehr fortschrittlichen Ideen der Ordensgründerin Regina Protmann werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus über 30 verschiedenen Nationen und 17 Religionsgemeinschaften weiter gelebt.

So war neben der Pflege der Kranken immer auch die Hinwendung zu den Armen eine wichtige Ordensaufgabe. Noch heute erhalten Obdachlose am Standort die „Berliner Stulle“ und in der Adventszeit eine gefüllte „Weihnachtstüte“. In der kalten Jahreszeit engagiert sich das Haus selbst und im Ehrenamt ärztliche und pflegerische Mitarbeiter bei der Arbeit im Kältewagen.

Gut durch alle Krisen gekommen

In seiner Geschichte hat das Sankt Gertrauden immer auch Krisen überstanden, überwiegend glimpflich. Kurz nach der Eröffnung wurde das neue Krankenhaus in der im Januar 1931 ausbrechenden Grippe-Epidemie bis an die Belastungsgrenze mit Patienten belegt, Betten mussten nachgeordert werden. Dies führte jedoch auch schnell zu einer hohen Bekanntheit bei der Berliner Bevölkerung und den Kassen. Den Zweiten Weltkrieg überstand man zwar mit Schäden an den Gebäuden, musste die Patientenversorgung dabei aber nie einstellen. Gleich mehrmals konnte eine drohende Schließung abgewendet werden, auch durch die große Unterstützung und Identifikation der Mitarbeiter mit dem Haus. Sie waren auch nach dem Attentat auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche 2016, als das Sankt Gertrauden eine der ersten Anlaufstellen für die Rettungswagen war, zahlreich und freiwillig zur Stelle.

Mit diesen 90 Jahren im Rücken blickt das Sankt Gertrauden-Krankenhaus auch in der aktuellen Situation optimistisch in die Zukunft und freut sich schon auf seinen 100. Geburtstag, zu dem Corona wohl nur eins von vielen Ereignissen in seiner langen Chronik sein wird.

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