Mittwoch der 5. Fastenwoche: Die schwerste Art der Fortbewegung ist das In-sich-Gehen (Karl Rahner)

09. April 2025, P. Adrian Kunert SJ

Eine ältere, befreundete Lehrerin erzählte mir, dass die Quote verhaltensauffälliger Schüler über die Jahrzehnte enorm zugenommen habe – und diese wurden älter. Gleichzeitig nimmt aber auch die Überzeugung zu, man vermisse nichts, wenn Glaube oder Kirche nicht mehr da sind. Aber das ist so, wie bei einem Auto: Je mehr man bei bei der Nutzung etwas falsch macht, desto teurer werden die Reparaturen. Wenn unter Menschen etwas schief läuft, wird das das ganze Leben schwer belasten – und nein: es ist nicht Gottes Plan, dass wir gerade nur so überleben. Jesus ist gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben (Johannes 10,10).

Gott hat uns in der Bibel Sein „Benutzerhandbuch“ für Mensch und Gesellschaft überlassen. Seine Werkstatt ist die Kirche. Die Bibel erzählt davon, wo Menschen Beziehungen mal so richtig in den Sand gesetzt haben, aber auch, wann Leben wirklich gelungen ist. Ersteres geschah immer dann, wenn es den Menschen scheinbar gut ging und sie meinten, Sie bräuchten Gottes Hilfe nicht; wenn sie nicht Gottes Geboten, sondern lieber den Begierden des eigenen verletzten Herzens folgten. Das führte dann mittelfristig immer zu katastrophalen, unterdrückerischen Zuständen und zu irgend einer Form der Sklaverei.

Das neue Hinhören auf Gott und Seine Spielregeln für eine gute Gesellschaft führten dagegen immer zu Befreiung und einem Leben in Freiheit. Diesen Weg des In-sich-Gehens nennt die Kirche: Umkehr oder Buße. In der Katholischen Kirche sowie in der Orthodoxie gibt es dafür auch das hilfreiche Instrument der „Einzelbeichte“ bzw. des Beichtgesprächs.

Doch wie wir heute sehen – lange Zeiten der Sicherheit lassen den Menschen nicht nur Gott vergessen; auch gesellschaftlich „normale“ oder wenigstens höfliche Interaktionen werden zunehmend angefragt; also es ist wieder mal Zeit zum In-sich-Gehen, allein und in Gemeinschaft!

Im Namen der Seelsorge wünsche ich Ihnen eine gute vorösterliche Bußzeit