Verabschiedung von Schwester Cléria

5. Juni 2025: Rede von Karen Hollweg, evangelische Pfarrerin und Seelsorgerin.

Liebe Sr. Cléria,
ich wünschte, heute wäre deine Begrüßungsfeier und nicht deine Abschiedsfeier…

Am 26. Juli 2023 bist du hier im Schwesterngarten begrüßt worden, gleichzeitig mit dem Abschied von Sr. Bernarda. Im Grunde bist du gar nicht so lange hier in Berlin gewesen – knapp 2 Jahre. Aber es kommt mir viel länger vor, weil es so eine intensive Zeit war. Du hast in dieser kurzen Zeit tiefe und bleibende Spuren hinterlassen. Heute ist es Zeit, dafür DANKE zu sagen.

DANKE für deinen unermüdlichen Einsatz auf den Stationen für unsere Patientinnen und Patienten und für die Mitarbeitenden. Immer hattest du ein offenes Ohr und ein gutes Wort. Mit deiner bescheidenen und liebevollen Art hast du die Herzen gewonnen. Als Brasilianerin warst du zugleich Identifikationsfigur für unser Krankenhaus mit seiner bunten, vielfältigen internationalen Mitarbeiterschaft, die so einen Reichtum ausmacht.

DANKE für deine Liebe, dein Leuchten, dein Mitfühlen in so manchen schwierigen Situationen. Für deine ökumenische Weite, für deine Gebete, für dein Mitfeiern, Mitlachen und Mitweinen. Für Deine tiefen Gedanken und Deinen inspirierenden Glauben, an dem Du uns hast teilhaben lassen.

DANKE, dass wir zusammen ein Krippenspiel auf die Beine stellen konnten – dieses gemeinsame Projekt hat bei allem Zittern um die Gesundheit unserer Mitspielenden in der winterlichen Grippe-Corona-Welle viel Freude gemacht. Der brasilianische Tanz in der Kapelle, den wir eigentlich damit noch verbinden wollten, steht noch aus.

DANKE auch, dass du unser Seelsorge-Hospizdienst-Team so bereichert hast. Du hattest viel Geduld mit uns, und wir durften dir die unmöglichsten und unnötigsten deutschen Wörter und Redewendungen beibringen, die uns einfielen. Du hast das mit viel Humor genommen.

DANKE, dass du im grauen, dunklen Berliner Winter die Sonnenstunden für uns gezählt und im Tagebuch vermerkt hast. Wenn ich mittags gesagt habe:“ Oh nein, ist das wieder kalt und duster….“, hast du zum Beispiel gesagt: „Karen, heute früh hat schon für 23 Minuten die Sonne geschienen, ich habe es aufgeschrieben.“ DANKE, dass du so viel Licht in unser Leben und in unseren Dienst gebracht hast.

Liebe Cléria, du wirst mir sehr fehlen – und ich bin mir sicher, dass du vielen anderen hier auch fehlen wirst.
Und gleichzeitig gönne ich es dir, dass du in dein wunderschönes Heimatland zurückkehren kannst, in die brasilianische Sonne und Wärme, zu deiner Familie, zu deiner Mutter, die dich schon sehnlichst erwartet, und zu deinen Glaubensschwestern, den Katharinenschwestern in der Heimat.

Und falls es dir doch irgendwann zu heiß werden sollte in der brasilianischen Sonne – ich weiß, das ist unwahrscheinlich… – oder wenn du Sehnsucht nach uns bekommen solltest, dann sei gewiss: Wir nehmen dich jederzeit liebend gern zurück und werden dich hier mit offenen Armen empfangen. Du bist uns immer willkommen, ob für kurze oder für lange Zeit. Von daher hoffe ich, dass du noch einen Koffer hier in Berlin lässt.

Apropos Koffer: Deine Koffer sind picke-packe voll und zu schwer, hast du gesagt. Von daher überreiche ich dir von unserem Seelsorge-Hospizdienst-Team heute nur noch eine Kleinigkeit. In Brasilien seid Ihr Katharinen-Schwestern ja „Schleier-frei“. Aber in Brasilien kann einem die Sonne ganz schön auf den Kopf brennen.
Daher geben wir dir diesen Hut mir – zum Schutz vor der Sonne und vor allem als kleines Zeichen, dass du rundum behütet bleiben mögest. So kannst du dein Berliner „Dream-Team“ immer auf dem Kopf tragen.
Unsere Segenswünsche begleiten dich. Gott möge mit dir sein mit seinem Segen und mit seinem Licht. Er möge dich behüten und dir Erfüllung, Freude, Zuversicht und weiterhin so viel Liebe schenken, wie du sie uns weitergeschenkt hast.