Neuanfang mit Erfahrung: Frau Vasiliki Onassis übernimmt als Chefärztin im Sankt Gertrauden-Krankenhaus
Mit über 20 Jahren Erfahrung in unserem Krankenhaus bringt Frau Onassis eine Fülle an Wissen und Engagement mit, um die medizinische Versorgung auf ein neues Niveau zu heben. In diesem Interview möchten wir mehr über ihre berufliche Reise erfahren, die sie von einer jungen Ärztin zur Chefärztin gemacht hat. Zudem werden wir ihre Visionen für die Zukunft beleuchten, sowie die Herausforderungen und Strategien, mit denen sie die Patientenversorgung und die steigenden Anforderungen in einer Großstadt wie Berlin verbessert.
Frau Onassis Was hat Sie motiviert, sich vor über 20 Jahren dem Sankt Gertrauden-Krankenhaus anzuschließen
Ich wollte seit meiner Kindheit Ärztin werden, obwohl ich nicht aus einem Arzthaushalt komme. Meine berufliche Laufbahn begann mit meiner 1,5-jährigen Zeit als Ärztin im Praktikum in einem Vivantes-Haus. Ich merkte sehr schnell, dass Empathie, Respekt vor dem anderen und Nächstenliebe sehr wichtig sind. Es gab damals mehrere Punkte, die für das Sankt Gertrauden-Krankenhaus sprachen. Ich interessierte mich als junge Ärztin für die Chirurgie. Der damalige Chefarzt in der Unfallchirurgie im Sankt Gertrauden, Prof. Breyer, genoss einen hervorragenden Ruf als Operateur und Ausbilder. Ich konnte eine hochwertige medizinische Versorgung und Patientenbetreuung von ihm erlernen.
Jeder Person, Kolleg:in oder Patient:in, der Sie bei der Arbeit erlebt, fällt Ihre Energie und Leidenschaft sofort auf. Was treibt Sie persönlich an und motiviert Sie in Ihrem herausvorderen Arbeitsalltag?
Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich noch immer jeden Tag mit Freude und einem Lächeln im Gesicht zur Arbeit komme. Ich liebe meine Arbeit. Für mich ist das Gefühl, etwas Sinnvolles zu machen, sehr wichtig. Der Dank, die Anerkennung und das Lob der Kolleg:innen und Patient:innen spornen mich weiter an.
Schlussendlich muss ich aber sagen, dass das wichtigste Motivationskriterium die Zusammenarbeit in diesem Team ist. Ohne dieses Team wäre die Arbeit nur halb so schön und ich nur halb so gut. Dieser Zusammenhalt, das Lachen und auch das gemeinsame Ärgern sowie eine offene Kommunikation auf Augenhöhe sind einzigartig. Wir haben das Wir-Gefühl in neue Dimensionen getragen.
Wie haben sich die medizinischen Dienstleistungen in der Notaufnahme unter Ihrer Leitung entwickelt?
Ich analysiere seit Jahren die Patientenströme. Eine effektivere Patientenlenkung konnte dazu beitragen, die Wartezeiten zu reduzieren. Durch die Implementierung und stetige Verbesserung des Ersteinschätzungs-Systems und damit die Priorisierung von Patienten nach Dringlichkeit haben wir die Aufenthaltsdauer der Notfallpatienten in der Notaufnahme verringert. Wir überprüfen stetig unsere Arbeitsabläufe und versuchen, sie effizienter zu gestalten. Wir nutzen effektivere und vor allem digitale Arbeitsmethoden und -technologien, um unsere Prozesse zu unterstützen.
Wir arbeiten interdisziplinär und berufsgruppenübergreifend, um die Qualität der Versorgung zu steigern. Durch die Einführung von Qualitätsindikatoren, Leitlinien und Audits haben wir unsere Standards verbessert. Für die Zukunft planen wir eine Intensivierung unserer Zusammenarbeit mit den hervorragenden fachlichen Kompetenzen, die bereits in unserem Haus vorhanden sind. In enger Zusammenarbeit mit der Anästhesie und der Unfallchirurgie sowie Orthopädie werden Schulungen im Polytrauma-Management stattfinden. Ebenso werden regelmäßig Schockraum-Trainings durchgeführt.
Wir haben uns ständig modernisiert und renoviert, um uns zu erweitern und zu vergrößern. Gerade sind wir dabei, aufgrund des Zuwachses der Patientenzahlen und der Erweiterung unseres Versorgungsangebots auch den Wartebereich zu vergrößern, sodass unseren Patient:innen neben der bestmöglichen Versorgung auch die modernste Infrastruktur zur Verfügung steht.
Wartezeiten und Unzufriedenheit mit der Versorgung sind ein häufiges Thema in den Notaufnahmen, insbesondere in einer Großstadt wie Berlin. Könnten Sie uns einen Einblick „hinter die Kulissen“ geben und erläutern, welche Faktoren zu diesen Wartezeiten führen und wie das Team daran arbeitet, diese zu minimieren?
Die Gründe für das Aufsuchen einer Zentralen Notaufnahme sind vielfältig: zu lange Wartezeiten auf einen Termin beim niedergelassenen Facharzt, das Rundumpaket der vollumfänglichen Versorgung, aber auch mangelnde Gesundheitskompetenz und das Bewusstsein für eigene Laienfähigkeiten der medizinischen Versorgung, im Sinne von: „Was hätte meine Oma bei diesem Symptom gemacht?“
In jeder Notaufnahme wird ein gesetzliches und einheitliches Triage-System angewendet, das die Patient:innen nach Dringlichkeit priorisiert. Dies führt manchmal zu der Wahrnehmung einer “Ungerechtigkeit”, wenn ein/e Patient:in, der später gekommen ist, früher behandelt wird.
Dazu liegt der Fokus in der Notfallmedizin auf der akuten Versorgung und nicht auf der allgemeinen medizinischen Betreuung, die durch einen regulären Arztbesuch ersetzt werden kann. Viele Menschen haben Erwartungen, die in einer Notaufnahme nicht erfüllt werden können, was zu Frustrationen führen kann.
Die Notaufnahmen in Berlin stehen vor zahlreichen Herausforderungen, insbesondere aufgrund der steigenden Patientenzahlen und des Personalmangels. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation in den Berliner ZNAs ein und welche Maßnahmen könnten ergriffen werden, um die Effizienz und Qualität der Versorgung zu verbessern?
Die Inanspruchnahme der Notfallversorgung in Berlin nimmt stetig zu. Sowohl im präklinischen Bereich verzeichnet die Berliner Notfallrettung einen Zuwachs der Einsatzzahlen als auch im Bereich der Patientenkontakte in den Berliner Notaufnahmen. Die aktuelle Situation ist zweifelsohne in allen Notaufnahmen herausfordernd. Doch durch die zunehmende Zahl dieser Patienten gerät das System der Notfallversorgung inzwischen an seine Grenzen. Die Regierung muss handeln und die Kassenärztliche Vereinigung muss ihrem Versorgungsauftrag besser nachkommen.
Wir haben bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen und arbeiten auch weiterhin an einer effizienteren und qualitativ hochwertigen medizinischen Notfallversorgung. Durch regelmäßige Analyse unserer Patientenzahlen und -ströme konnten wir die Personalplanung anpassen. Wir versuchen selbstverständlich weiterhin, Fachkräfte zu rekrutieren, setzen aber auch auf die Erweiterung der Berufsgruppen, beispielsweise Verwaltungskräfte und Notfall- und Rettungssanitäter. Durch die Einführung der elektronischen Patientenakte und die digitale Unterstützung unserer Prozesse in der Notaufnahme erhoffen wir uns einen effizienteren Workflow.
Gibt es etwas, das Sie den Patient:innen und den Mitarbeiter:innen des Krankenhauses mitteilen möchten?
Ich freue mich auf ganze viele Jahre voller Gesundheit und neuer Herausforderungen, die wir zusammen bewältigen werden.
Wir gratulieren Frau Onassis herzlich zu ihrer neuen Position als Chefärztin und freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit!