„Alles glänzt so schön neu.“
Das neue Team der Gastroenterologie etabliert medikamentöse Tumortherapie am Sankt Gertrauden
In den letzten Monaten hat sich die Abteilung Gastroenterologie des Sankt Gertrauden neu aufgestellt und möchte unter dem operativ leitenden Oberarzt Dr. René Pschowski sowie den beiden Oberärzten Sandrine Krüger und Dr. Martin Püschel den Fachbereich weiterentwickeln und einen neuen Schwerpunkt etablieren.
Dr. med. Martin Püschel, Dr. med. René Pschowski, Sandrine Krüger
Herr Dr. Pschowski, Frau Krüger, Herr Dr. Püschel, Sie sind jetzt seit April als „neues Team“ der Gastroenterologie vollständig und haben einen Strategieplan für die Abteilung entwickelt. Was genau möchten Sie voranbringen?
Pschowski: Neben dem Ausbau der diagnostischen und therapeutischen Einheit Endoskopie, der Öffnung der Abteilung gegenüber den Patientinnen und Patienten und den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, möchten wir die internistische Tumor-Therapie am Standort etablieren. Das Sankt Gertrauden-Krankenhaus hat allein aufgrund der Lage in Berlin ein großes onkologisches Potenzial und bereits onkologisch spezialisierte Zentren, wie das Darmkrebszentrum etabliert. Es fehlte bis dato die Möglichkeit der internistischen Tumortherapie am Haus, sodass der onkologische Patient zwischen den vielen ambulanten und stationären Ansprechpartnern teilweise verloren ging. Diese Lücke wollen wir im Sinne der umfassenden Patientenversorgung schließen und die Patientinnen und Patienten während ihrer Lebenszeit mit einem Tumor begleiten.
Das gesamte Spektrum der GI-Onkologie von der Diagnostik gastrointestinaler Tumore über deren internistische Therapien bis hin zur Behandlung von Komplikationen aus „einer Abteilung“ abdecken zu können, ist in Berlin schon ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Hier fällt mir nur die Charité ein, an der ein Teil von uns gearbeitet hat, die dieses Konzept ebenso vorhalten kann.
Sie sagen, die internistische Tumor-Therapie ist für ein Haus wie unseres eher ungewöhnlich. Warum möchten Sie dies hier so etablieren?
Püschel: Nicht ungewöhnlich für das Haus, sondern ungewöhnlich aus der Hand des Gastroenterologen. Aber, die Spezialisierung in allen Bereichen der Medizin nimmt zu. Und sind wir als Gastroenterologen nicht im Magen-Darm-Trakt „zuhause“? Da liegt die Spezialisierung und das Thema internistische Tumortherapie doch auf der Hand!
Zudem die Tumor-Therapie ist in den letzten Jahren immer ambulanter geworden. Diese Option werden wir zukünftig im ASV-Konstrukt gemeinsam mit der onkologischen Praxis am Volkspark und der Strahlentherapie Südwest anbieten. Aber, was ist mit dem „alten“ Patient oder den Patienten mit Komplikationen? Diese benötigen wiederholte stationäre Aufnahmen, Untersuchungen usw. Gerade diese Patienten profitieren von der durchgehenden Behandlung im Krankenhaus aus einer Hand. Und da viele solide Tumore ja „in unserem Bereich“, dem Magen-Darm-Trakt und der damit verbundenen Organe, liegen, sehen wir das als Thema der Gastroenterologie.
Wie waren die Reaktionen auf diese Pläne?
Krüger: Dass systemische Chemotherapie zum Beispiel auf internistischer Station appliziert wird, ist für das Haus und die Zuweiser neu und muss natürlich etabliert werden. Daher wird der Prozess eng von uns Oberärzten begleitet. Aber der Auftakt und das Feedback der Patienten stimmt uns sehr optimistisch; insbesondere auch im Kontext der täglichen sehr engen interdisziplinären Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen.
Pschowski: Wir sind im Haus insgesamt sehr offen und mit Neugier empfangen worden. Wir hatten und haben sehr konstruktive Gespräche mit der Geschäftsführung und den beteiligten Abteilungen. Gerade hier liegt auch die Stärke eines „kleinen“ Hauses. Ein Anruf genügt und der chirurgische Kollege ist in der Endoskopie, wenn ich einen Fall am Patientenbett interdisziplinär besprechen möchte. Das ist neu für uns, und für den Patienten Grundlage einer perfekten Versorgung.
Jetzt haben wir ein rundes Konzept und mit unserem engagierten Team und dem hohen Standard unserer Endoskopie auch eine gute Basis, um uns weiterentwickeln zu können. Gerade stellen wir unseren Zuweisern in persönlichen Gesprächen das Konzept vor. Die positiven Rückmeldungen waren da natürlich eine schöne Ermutigung für uns, auf dem richtigen Weg zu sein.
Klingt insgesamt nach einem guten Start hier im Gertrauden!
Püschel: Auf jeden Fall! Also ich fühl mich im Gertrauden, etwas poetisch ausgedrückt, nach einer langen Reise „zu Hause“, auch weil ich hier in einigen Bereichen für heutige Verhältnisse Top-Bedingungen vorfinde. Wir haben hier etwas, das wir in der Tat außerhalb von Maximalversorgern leider nur noch selten vorfinden, und zwar ein sehr profiliertes und versiertes Endoskopieteam. Fachlich und menschlich passt es sehr gut und dann fühlt man sich dem Team und dem Haus verpflichtet. Also, ich bin da sehr zuversichtlich, dass wir dem medizinischen Portfolio des Gertrauden einen neuen Aspekt hinzufügen können!
Herr Dr. Pschowski, Frau Krüger, Sie beide sind onkologische Gastroenterologen und Tumortherapeuten. Herr Dr. Püschel, Sie haben auch palliative Tumortherapie gelernt, bezeichnen sich aber selbst als „alten Endoskopiker“. Was genau hat Sie alle an der Gastroenterologie als Fachrichtung gereizt und wie sind Sie ursprünglich zur Medizin gekommen?
Pschowski: Ich glaube, was uns letztendlich alle begeistert hat, ist die Breite und Komplexität des Faches. Man ist als Gastroenterologe bei vielen medizinischen Fragestellungen auch anderer Fachbereiche involviert und kann sich zudem innerhalb der Gastroenterologie noch enorm spezialisieren. Was ich persönlich dazu als sehr angenehm empfinde, ist die schöne Mischung aus „Kopf- und Handarbeit“, also dem Denken und Diagnostizieren, aber eben auch dem Manuellen, dem Endoskopieren beispielsweise.
Ich bin erst durch meinen Zivildienst überhaupt zur Medizin gekommen, fand Rettungsmedizin und Intensivmedizin unheimlich spannend und fahre, wenn es die Zeit zulässt, als Notarzt. Aber mit dem Herz hängengeblieben bin ich in der Gastroenterologie.
Püschel: Ich war auch passionierter Intensivmediziner und bin Notarzt gefahren. Aber wenn man einmal „in die Gastro abtaucht“, dann ist man da einfach und will da nicht mehr raus. Was ich sehr schön finde: Man hat einen unglaublich direkten Einblick ins Leben an sich, man sieht die geniale Funktion des Organismus sozusagen von der Mundhöhle bis letztendlich zum Enddarm. Ich finde, man kommt dem Menschen, wenn man sich in seinem Bauch auskennt, unglaublich nah…
Pschowski: …Es heißt ja nicht umsonst, das „Bauchgefühl“. Wir sehen es täglich.
Püschel: Stimmt, das ist sehr schön ausgedrückt! Arzt wollte ich schon mit zehn werden, um „zum Club zu gehören“. Meine Eltern waren beide Ärzte und die Gespräche schienen mir immer so wichtig und geheimnisvoll zu sein. Das wollte ich auch, diese Geheimsprache kennen und mitreden können.
Krüger: Ich wollte eigentlich Hebamme werden. Ein befreundeter Radiologie meiner Eltern hat mich dann aber sanft in Richtung Medizinstudium gelenkt. Da wollte ich dann eigentlich Pädiatrie machen, habe mich aber im Studium umentschieden. Die Gastroenterologie war tatsächlich die einzige Alternative, die ich mir vorstellen konnte. Die Entscheidung habe ich nie bereut, ich empfinde den Medizinerberuf und die Arbeit als Gastroenterologin als sehr erfüllend.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem neuem Konzept!