Mittwoch der 2. Fastenwoche: die Werke der Barmherzigkeit

19. März 2025, Sr. Christine von Tils CSC

Vor einigen Tagen haben wir im Gottesdienst wieder von den Werken der Barmherzigkeit gelesen. Folgende Dinge gehören dazu: Hungrigen zu essen und Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke und Gefangene besuchen, Tote begraben.

Das klingt zunächst einfach – jede und jeder von uns kann diese Dinge tun. Und doch erlebe ich immer wieder Situationen, in denen es Vorurteile oder Abneigung schwer machen, in dieser Weise zu handeln. Wie gehe ich auf Menschen zu, die in unser Haus oder unsere Kapelle kommen: merkwürdig gekleidet, zurechtgemacht, geschminkt. Wie begegne ich denen, die sich ganz anders benehmen, als wir es kennen, die teilweise unangenehm auffallen? Bei manchen muss ich mich ganz schön zusammen nehmen und es braucht mehr als ein Stoßgebet, um gastfreundlich zu reagieren.

Neben den oben genannten leiblichen Werken der Barmherzigkeit spricht die Kirche heute auch von den geistlichen Werken der Barmherzigkeit: Unwissende lehren, Zweifelnde beraten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweisen, Beleidigern verzeihen, Lästige ertragen, für Lebende und Verstorbene beten – fallen darunter. Auch diese Dinge können wir uns besonders in der Fastenzeit wieder neu bewusst machen. Einiges fällt mir normalerweise leicht. Andere trösten, für andere beten – dies kommt täglich vor. Aber spätestens bei ‚Beleidigern verzeihen‘ ist bei mir eine Grenze erreicht. Dies kann kleine Aussagen im Alltag betreffen als auch und vor allem Beleidigungen, die die ganze Haltung einer Person widerspiegeln. Da fällt es mir oft schwer loszulassen und erst recht zu verzeihen.

So oft wie möglich versuche ich mich daran zu erinnern, dass ich dies nicht alleine tun muss, sondern Gott dabei um Hilfe bitten kann. Unsere Stundengebete Laudes und Vesper beginnen wir immer mit dem Satz: O Gott, komm mir zu Hilfe. Vielleicht ist auch dies in der Fastenzeit wichtig: dass ich mich immer wieder daran erinnere, dass ER es ist, der uns hilft und trägt! Ich muss und kann nicht alles allein schaffen, sondern ich darf um Hilfe bitten und fragen – IHN und auch meine Mitmenschen. Und wenn Sie möchten, könnten ja auch Sie mal das eine oder andere Werk der Barmherzigkeit als Fastenvorsatz für die nächste Woche mit übernehmen.

Im Namen der Seelsorge wünsche ich Ihnen weiterhin eine gute vorösterliche Bußzeit!