5 Fragen an Prof. Dr. med. Jan Kaminsky
Herr Prof. Dr. Kaminsky, herzlichen Glückwunsch zur außerplanmäßigen Professur! Was bedeutet das für Sie persönlich?
Ich freue mich wirklich sehr, dass mein langjähriges Engagement in der Forschung und Lehre durch die Verleihung dieses Titels jetzt auch offiziell gewürdigt wird. Ich bin gleichzeitig auch sehr dankbar, dass ich sowohl bei meinen Forschungsprojekten aber auch in den Gremien der Universität so intensiv unterstützt worden bin. Hierin drückt sich für mich auch die Anerkennung der Kolleginnen und Kollegen aus und lässt so manche durchgearbeitet Nacht und eingesetzte Wochenendstunde in einem ganz neuen Licht dastehen. Nicht zuletzt freue ich mich schon darauf, jetzt als „Professor“ weiter zu forschen und zu lehren.
Sie engagieren sich sehr in der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses, als Lehrbeauftragter, aber auch als Geschäftsführer der Wilhelm-Tönnis-Stiftung. Was macht Ihnen bei der Arbeit mit der nächsten Generation am meisten Spaß? Welche Tipps geben Sie den jungen Medizinern?
Es begeistert mich immer wieder, mit welcher Leidenschaft die angehenden Kolleginnen und Kollegen ihren Traum verfolgen. Ich bin selber immer noch fasziniert von den Möglichkeiten der modernen Medizin und der Chance, Patienten so helfen zu können. Dabei spielt trotz der vielen technischen Hilfsmittel, die es heute gibt, die Erfahrung des Arztes bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten immer noch eine ganz wichtige Rolle.
Im Rahmen meiner Lehrtätigkeit unterrichte ich häufig in Kleingruppen unter Mitwirkung tatsächlicher Patienten. Es macht mir dabei sehr viel Spaß, den Studierenden hierbei einen Teil meiner Erfahrungen mit auf ihren eigenen Weg geben zu können. Die Neurochirurgie ist dabei ein besonders dankbares Lehrfach. Alleine schon die Vorstellung, das immer noch nur teilweise verstandene Gehirn und seine Erkrankungen zu diagnostizieren und behandeln zu können, begeistert fast jeden .
Wissbegier und das Interesse neue und bessere Diagnostik- und Behandlungsmethoden zu nutzen stellen einen tollen Antrieb für die nachkommenden Mediziner dar und ich freue mich immer wenn ich dieses Interesse wecken kann.
Sie sind ausgewiesener Experte für Schädelbasis- und Augenhöhlenchirurgie, haben aber auch viel zur Wirbelsäule und technischer Unterstützung im OP geforscht und publiziert. Wo sehen Sie selbst die Schnittstelle dieses auf den ersten Blick sehr breit gefächerten Interessensgebiets?
Als Neurochirurg behandeln wir alle Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen und sind, da überall im Körper Nerven vorhanden sind, auch überall tätig. Zum Glück sind Erkrankungen des Gehirnes relativ selten, dafür hat aber fast jeder Erwachsene in seinem Leben schon einmal unter Rückenbeschwerden gelitten. Häufig führen hierbei Bandscheibenvorfälle oder Einengungen des Spinalkanales zu Irritationen oder Schäden am Rückenmark und den Nervenwurzeln. Als Neurochirurgen können wir hier durch eine Entlastung der Nervenstrukturen diese Beschwerden behandeln. Die Wirbelsäulenchirurgie spielt daher in der Neurochirurgie immer eine wichtige Rolle.
Dabei profitieren die Wirbelsäulenpatienten in der Neurochirurgie davon, dass Sie mit den gleichen mikrochirurgischen Techniken operiert werden, die wir sonst auch an noch empfindlicheren Strukturen wie dem Gehirn einsetzen. Eine weitere Gemeinsamkeit sind die genutzten technischen Verfahren und Geräte, beispielsweise OP-Mikroskope, die Neuronavigation, das intraoperative Neuromonitoring und intraoperative bildgebende Verfahren, die eine hochpräzise nervenschonende Behandlung erst ermöglich. Mein technisches Interesse und gerade meine Computersimulationsanalysen zur Biomechanik an der Wirbelsäule stellen einen besonderen Link zu technischen Verfahren, wie Sie auch in der Schädelbasischirurgie genutzt werden können, dar.
Die Schädelbasischirurgie und Orbitachirurgie faszinieren mich auch durch die hohen Anforderungen an die manuelle Geschicklichkeit und die notwendige Erfahrung bei der Wahl der Behandlungsstrategie. Ich bin sehr dankbar, dass ich aufbauend auf einer sehr fundierten Ausbildung an der international anerkannten Klinik von Prof. Samii unter anderem mit der Einführung der endoskopischen Schädelbasischirurgie auch in diesem Feld eine Fortentwicklung der Schädelbasischirurgie mit gestalten konnte.
Im OP unterstützen heutzutage modernste Geräte Sie als Operateur dabei, die Sicherheit der Patienten zu erhöhen. Ihre Meinung als Arzt und Informatiker: Lässt sich diese Entwicklung noch ausbauen oder haben wir in diesem Bereich alles erreicht?
Das Wissen über Erkrankungen des Nervensystems und die technischen Verfahren und Geräte, die wir in der Diagnostik und auch bei neurochirurgischen Operationen im OP einsetzten, haben sich alleine in den von mir selber aktiv miterlebten letzten 20 Jahre unheimlich weiterentwickelt. Dabei werden immer wieder auch ganz neue Techniken in die Neurochirurgie eingeführt, wie beispielsweise intraoperative Hirntumordarstellungen mit Fluoreszenzverfahren, die einige Jahre zuvor noch keinerlei klinische Relevanz hatten.
Ich bin mir sicher, dass auch zukünftig unsere Behandlungsmöglichkeiten durch neue Verfahren bereichert werden und heute nicht oder schlecht behandelbare Krankheiten dadurch ihren Schrecken verlieren werden. Forschung und medizinische Studien sind daher in meinen Augen sehr wichtig und es ist toll, diese Entwicklung zumindest teilweise mit gestalten zu können.
Sie sind seit fast zehn Jahren Chefarzt unserer Neurochirurgie. Haben Sie schon alles erreicht, was Sie sich hier vorgenommen haben oder welche Pläne stehen noch an?
Die Neurochirurgie am Sankt Gertrauden-Krankenhaus hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer festen Größe bei der neurochirurgischen Versorgung der Patientinnen und Patienten im Berliner Südwesten etabliert. Ich freue mich, dass nicht nur ich, sondern auch die einzelnen neurochirurgischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines tollen Teams von den Patienten und niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen direkt angesprochen werden und Patienten gezielt an uns überwiesen werden.
Dabei haben wir uns für spezielle Krankheitsbilder, wie beispielsweise Akustikusneurinome, Trigeminusneuralgien, Orbitatumore und Neurofibromatose-Erkrankungen einen überregional, deutschlandweit anerkannten Ruf aufbauen können.
Auch in den nächsten Jahren möchte ich den medizinischen Fortschritt weiter aktiv mit gestalten und neue Behandlungsoptionen auch im Sankt Gertrauden Krankenhaus in unser Spektrum mit aufnehmen, damit wir unseren Patienten auch in Zukunft eine neurochirurgische Behandlung auf Spitzenniveau anbieten können.
Prof. Dr. med. Jan Kaminsky hat am 1. August 2020 von der Medizinischen Hochschule Hannover den Titel „Außerplanmäßiger Professor“ verliehen bekommen. Der Chefarzt unserer Neurochirurgie engagiert sich seit vielen Jahren als Lehrbeauftragter für die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses sowie in verschiedenen Fachgesellschaften und als wissenschaftlicher Gutachter. Die ganze News lesen Sie hier.